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Liberia

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Chronologie
1980 - 2003

 
» Umfassende Linksammlung über Liberia (engl.)

Nov. 2003:
» "Good Governance"-Komission eingerichtet (engl.)


Kurze Chronologie 1980 - 2003

In 1980 übernimmt Army Master Sergeant Samuel K. Doe in einem blutigen Putsch die Macht in Liberia und beendet damit 133 Jahre Machtausübung befreiter amerikanischer Sklaven (Americos), die sich als Herren über die einheimische Bevölkerung erhoben hatten. Doe gehört der Krahn Ethnie an und installiert in der Folgezeit seine Stammesgenossen in allen wichtigen militärischen und zivilen Bereichen Liberias. In 1985, nach 5-jährigem Verbot politischer Parteien, gewinnt Does National Democratic Party of Liberia (NDPL) Wahlen, die vom U.S. State Department als weitgehend manipuliert und gefälscht charakterisierte werden. Das hindert die USA jedoch nicht daran, Does Regierung anzuerkennen und das Land in den folgenden Jahren mit erheblichen finanziellen Mittel zu unterstützen. Diese Gelder kommen allerdings nicht der Bevölkerung bzw. der Entwicklung des Landes zugute, sondern werden ausschließlich in die Finanzierung der liberianischen Armee gesteckt. Ende 1985 versucht ein früherer liberianischer Armeegeneral, Thomas Quiwonkpa, von Sierra Leone aus Doe zu stürzen. Der Putsch wird vereitelt und Quiwonkpa exekutiert. Doe übt auch unter den Angehörigen der Gio und Mano Ethnien in Quiwonkpas Heimatdistrikt Nimba blutige Rache. Damit beginnt ein Zyklus von kriegerischen Auseinandersetzungen, die in den Folgejahren die gesamte Mano River Union-Region und jüngst auch die Elfenbeinküste in bewaffnete Auseinandersetzungen zieht und die Region ins Chaos zu stürzen droht.

Im Dezember 1989 kommt Charles Taylor, ein früher Leutnant Does und Americo-Liberianer, von der Elfenbeinküste aus nach Liberia mit der Absicht, Doe zu stürzen. Damit beginnt ein 7-jähriger Bürgerkrieg in Liberia, der ca. 200.000 Menschen das Leben kostet und eine Million Flüchtlinge produziert. Aufgrund des repressiven Charakters des Doe-Regimes finden Taylors Verbände, die National Patriotic Front of Liberia (NPFL), ausreichende Unterstützung in der Bevölkerung und stehen nach nur 6 Monaten vor der Hauptstadt Monrovia. Der Einsatz von ECOWAS-Streitkräften verhindert, dass Taylor Monrovia einnehmen kann.

Im September 1990 kann eine Splittergruppe der NPFL, die Independent National Patriotic Front of Liberia (INPFL), die von einem früheren Armeekameraden Taylors, Prince Johnson, angeführt wird, Doe gefangen nehmen und er wird umgebracht. Noch im Oktober kann ECOWAS die Einsetzung einer Übergangsregierung (Interim Government of National Unity - IGNU) unter Amos C. Swayer erwirken. Taylor erkennt die IGNU nicht an und kämpft weiter.

Nach unübersichtlichen Bürgerkriegswirren mit einer Anzahl unübersehbarer militärischer Splittergruppen und politischer Allianzen wird schließlich im Jahr 1995 in Abuja ein Friedensschluss erwirkt, der zu Präsidentschaftswahlen führt, die Taylor gewinnt. Auch in den Wahlen zum Repräsentantenhaus und Senat ist Taylors National Patriotic Party (NPP) siegreich.

Im Januar 1999 klagen Ghana, Nigeria, die Vereinigten Staaten und England Liberia an, im benachbarten Sierra Leone einen Bürgerkrieg anzufachen, indem Taylor die dortige Revolutionary United Front (RUF) unterstützt und er im Gegenzug mit Diamanten bezahlt wird. Im Verlaufe des Jahres beginnen Liberians United for a Reconciliation and Democracy (LURD), eine Rebellengruppe in Opposition zu Taylors Regierung, Operationen im Norden an der Grenze zu Guinea; Guinea wiederum klagt Liberia an, seine Truppen operierten auf guineischem Gebiet. Die Kämpfe greifen schließlich auf West- und Zentralliberia über.

In 2001 verhängen die Vereinten Nationen Sanktionen auf Diamanten aus Liberia und einen Reisestopp für liberianische Regierungsmitglieder wegen der fortgesetzten Unterstützung der RUF in Sierra Leone.

In 2003 kommen die LURD Rebellen zunächst bis auf 10 km an Monrovia heran. Zusätzlich wird eine Front im Südosten eröffnet, nachdem Taylor eine Rebellengruppe gegen die Regierung Gbagbo in der Elfenbeinküste unterstützt. Von dort wird schließlich eine Splittergruppe, bekannt als Movement for Democracy in Liberia (MODEL), finanziert, die im April im Südosten Liberias aktiv wird. Kurz darauf stehen die Rebellengruppen, die aufgrund ihrer Übergriffe auf Zivilisten als Terrororganisationen bezeichnet werden können, vor und in Monrovia. Während Taylors Regierungstruppen mehr und mehr auseinanderfallen, sind die Verbände von LURD und MODEL noch relativ intakt und erhalten wahrscheinlich nach wie vor Unterstützung aus Guinea und der Elfenbeinküste.

Gegenwärtige Situation

Am 11. August 2003 schließlich geht Charles Taylor vor Beendigung seiner 6-jährigen Amtszeit aufgrund erheblichen internationalen Drucks, nicht zuletzt durch die USA ausgeübt, ins Exil nach Nigeria (Calabar). Mit der Installierung einer Übergansregierung auf der Grundlage des Accra Peace Accord vom 18. August 2003, die mit der Einsetzung eines Chairmans, Gyude Bryant, seit Mitte Oktober 2003 arbeitsfähig ist, und der Nominierung einer National Transitional Legislative Assembly (NTLA), in der auch Vertreter der Zivilgesellschaft repräsentiert sind, ist erstmals seit Jahren wieder eine hoffnungsvolle Situation für pro-demokratische Aktivitäten entstanden. Die Lage Liberias ist allerdings in jeder Hinsicht sehr labil und katastrophal, wie das in Anlage 1 beigefügte "Data Scheet" des UN Peace Building Support Office in Liberia zeigt.

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Internationale Kooperation
Regionalbüro Cotonou/Benin
Anlage 1:

Data Sheet
des UN Peace Building Support Office in Liberia
(Stand: November 2003)

  • Liberia played a critical role in the fight against fascism - the major supplier of rubber to the Allied war effort in the 2nd World War and the key link in the dispatch of aircraft from the United States to Britain;

  • Liberia was founding member of the United nations;

  • Last 14 years Liberia involved in internal strife, now needs international community help to pull itself out of chaos and humanitarian catastrophe;

  • The number of ex-combatants has been estimated at between 27,000 and 38,000 with the following breakdown (all approximate):
    • - Armed Forces fo Liberia (AFL) & paramilitary groups 10,000
    • - Other Militias          2,000
    • - Child Soldiers              8,000
    • - Disabled Soldiers               1,000
    • - Women ex-combatants               1,000
    • - Foreign combatants               3,000
    • - Liberia United Reconciliation and Democracy (LURD)               8,000
    • - Movement for Democracy in Liberia (MODEL)              5,000
  • Approx. 70% of all combatants are under 18 years of age and of theses around 50% are females;

  • Population 3,3 million (July 2003 est./CIA World Factbook)

  • Poverty has devastated the lives of almost all Liberians;

  • Liberia does not even appear on the UNDP human development index;

  • National debt of US$ 2.8 billion;

  • Over 80% unemployment;

  • 74% not having any access to sanitary facilities;

  • Fewer than 50% of the children of primary school age are enrolled in schools;

  • Diseases such as cholera, malaria, dysentery and HIV/AIDS are prevalent;

  • Infrastructure almost non-existent (electricity, running water etc. not available);

  • Liberia has the world's highest morality rate for children under 5 years;

  • The younger generation is significantly more poorly educated than their parents.
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